Bericht Einsatzübung am 14.04.2000
Kirchenbrand in Vorra
Ein nicht alltägliches Übungsobjekt hatte die Feuerwehr Vorra zur Verfügung. Angenommen wurde ein Brand am Glockenantrieb im 36 Meter hohen Turm der Marienkirche.
Die Idee für diese doch etwas besondere Übung entstand durch Fachzeitungsberichte über Kirchenbrände in Halle, München und Sachsen bei denen Kirchen meist vollkommen zerstört wurden. Hinzu kommt, dass bei Bränden in Kirchen weder der ideelle noch der historische Schaden wieder gut gemacht werden kann.
Kirchenbrände stellen besondere Gefahrenschwerpunkte dar:
mehrgeschossige Gebäude, hohe Brandlast, Decken und Wanddurchbrüche,
Böden und Zwischenböden aus Holz, brand- und explosionsfördernder
Staub. Die Kombination aller dieser Faktoren erschwert den Einsatzerfolg
erheblich.
Die
Marienkirche in Vorra - ein um 1200 n.Chr. erbautes Gebäude - ist
vollständig von der Friedhofsmauer eingefasst. Die Kirche hat eine
Grundfläche von etwa 15 x 25 Metern.
Der Einsatz einer Drehleiter beispielsweise ist nahezu unmöglich.
Direkt an den Turm angebaut ist das Kirchenschiff. Brandabschnitte sind
nicht - oder nur unzureichend vorhanden. Etwa 10 Meter vom Kirchturm entfernt
steht das Pfarrhaus. Die Löschwasserversorgung kann als gesichert
betrachtet werden. Zum einen die etwa 150 Meter entfernte Pegnitz zum anderen
ein Unterflurhydrant H 200 im unmittelbaren Eingangsbereich zum Friedhof.
Das zuerst ausrückende MZF mit dem Einsatzleiter wurde von einem Passanten auf bereits verstummte Hilferufe aus dem Kirchturm hingewiesen. Die ersten 4 Atemschutzgeräteträger aus dem MZF begannen sofort mit der Suche nach der vermissten Person. Der Rest der MZF Besatzung übernahm die Absicherung der Einsatzstelle, sowie einen Aufbau vom nächsten Unterflurhydranten.
Die Besatzung des kurz danach eingetroffenen LF 8 wurde sofort zur Brandbekämpfung
eingeteilt. 4 Mann gingen unter schweren Atemschutz und mit einem C – Rohr
in Richtung Kirchturmspitze vor. Das Treppenhaus des Turmes war bereits
ab etwa 5 m Höhe stark verqualmt. Der Suchtrupp konnte immer noch
keine Erfolgsmeldung absetzten.
Die
Alarmmeldung „starke Rauchentwicklung im Kirchturm Vorra“ verwunderte die
Kameraden der Feuerwehr Vorra doch ein wenig.
Bereits beim Ausrücken vom Gerätehaus war die starke Rauchentwicklung
am Kirchturm weithin sichtbar.
Aufbau der Wasserversorgung im Eingangsbereich
Aufbau der
Wasserversorgung im Friedhof
Eingang zum
Kirchturm
Durch
die sich ausbreitenden Brandgase (Pyrolysegase), vor allem auch im Kirchenschiff,
stieg die Gefahr eines Flash overs bedenklich an. Hier wäre im Erstfall
die Ventilation eine der wichtigsten Maßnahmen gewesen. Allerdings
ist das in einer Kirche nicht nur bei einer Übung ein schwieriges
Unterfangen. (Schutzkleidung !?!)
Glockenstuhl
Bei der Verlegung der C – Schläuche im Treppenhaus haben sich Schlauchtragekörbe bewährt. Jedoch leisten ein paar gerollte Schläuche in einem so unübersichtlichen Objekt gute Dienste.
Selbst der beste Druck auf einer Hydrantenleitung ist in einer Einsatzhöhe
von 23 Metern nicht zu Überschätzen.
Die
8 Atemschutzgeräteträger wurden bis an die Grenze der Leistungsfähigkeit
gefordert. Der Weg zum eigentlichen „Brandherd“ führte über 78
Stufen und ein aufrechtes Gehen ist nahezu unmöglich. Hier der Appell
an alle Atemschutzgeräteträger: Je besser die körperliche
Leistungsfähigkeit ist, desto
besser läuft der Einsatz. Die Atmeschutzüberwachung mittels
Atemschutzüberwachungstafel (in unserem Fall Auer Controll E) ist
wohl ein Schritt in die richtige Richtung – jedoch keinesfalls befriedigend.
Aufgang zum
Kirchturm
Die Verständigung mit Handsprechfunkgeräten ist beim Einsatz von nur einer Feuerwehr kein Problem. Allerdings wäre dieser Einsatz im Erstfall bestimmt tauglich für die Alarmstufe 3 mit insgesamt 7 Feuerwehren. Dann wäre die Verständigung sicher schwieriger. Aber das Problem ist ja bekannt ...
Die sehr oft angesprochene Kennzeichnung von Führungskräften wird weiterhin ein Problem bleiben. Die FF Vorra praktiziert zwar die Möglichkeit der veränderlichen Helmkennzeichnungen ist jedoch keinesfalls glücklich damit. Vorschläge bitte ins KFV Forum !!!
Fazit: Eine überaus interessante und wichtige Übung in einer ungewohnten Umgebung.
Gott zur Ehr - dem nächsten zur Wehr
Wer Infos zu dieser Übung oder anderen Themen benötigt wendet
sich an die FF Vorra.
Eingesetzte Kräfte und Mittel:
1 MZF
1 LF8 II
8 PA
2 C – Rohre,
1 B - Rohr
2 Schaum Löscher
32 hochmotivierte Feuermänner und Frauen
Bericht: Jörg Häusler 1. Kommandant; Herbert Leimberger Atemschutzleiter
Fotos: Andrea Leiber; Herbert Leimberger